Traumhaft eingebettet in die Schwarzwälder Wald- und Wiesenlandschaft steht oberhalb von St. Märgen die Rankmühle.
Deshalb, und wegen des glücklichen Umstands, dass die Rankmühle baulich weitestgehend in einem unveränderten Zustand geblieben ist, wurde sie zu einem vielbeachteten Wahrzeichen für den Hochschwarzwald.

Während die meisten Schwarzwaldmühlen reine Mühlengebäude waren, ist die Rankmühle bis in unsere Tage gleichzeitig auch ein Wohngebäude geblieben, das über Jahrhunderte Tagelöhnerfamilien eine eher einfache Wohnmöglichkeit bot.

Mit dem Erhalt der Mühle wollen wir dieses Stück Heimat und Zeitgeschichte für weitere Generationen, für die Menschen im Ort und im Hochschwarzwald erhalten.

  • Wissenswertes

    Die Rankmühle ist Teil des Rankhofs. Sie war keine Kundenmühle, sondern diente der Eigenversorgung des Hofes mit Mehl aus selbst angebautem Getreide. Ursprünglich stand an der Stelle der heutigen Mühle vermutlich seit Beginn des 18. Jahrhunderts ein einfaches Mühlengebäude aus Holz.
    Das heutige Gebäude wurde als Wohnmühle 1802 errichtet. Es vereint die Mühle mit einem kleinen Bauernhof und wurde von Tagelöhnern bewohnt.
    In den Hang gebaut, gegen die hohen Wind- und Schneelasten mit einem tief gezogenen Walmdach geschützt, war die Rankmühle ein Schwarzwald­ hof en miniature, der mit großer Rauchküche, Stube, Stall, Oftere (Tenne), Pachtfeld und einem Bauerngarten ein unabhängiges Leben und Wirtschaf­ten ermöglichte. Nach teilweisem Verfall und Umbau im Wohnteil präsen­tiert sich die Rankmühle heute wieder nahe an ihrem Originalzustand und ist ein e­ingetragenes Kulturdenkmal.

  • Ursprünglich stand an der Stelle der Rankmühle wohl ein einfaches Mühlengebäude aus Holz.
    Das heutige Gebäude wurde 1802 errichtet und lässt sich am ehesten als Wohnmühle bezeichnen. Es vereint das Funktionsgebäude Mühle mit einem Wohngebäude und wurde vermutlich zunächst als Leibgedinghaus für Matthias Löffler und Verena Freyin errichtet und sollte auf jeden Fall der Altbäuerin Verena Freyin als Witwensitz dienen, später wurde es von Taglöhnerfamilien bewohnt.

    Die Rankmühle zeichnet eine Vielzahl von Eigenschaften eines Schwarzwälder Wohnstallhauses in reduzierten Dimensionen aus: In den Hang gebaut, gegen die hohen Wind- und Schneelasten mit einem tief gezogenen Walmdach geschützt ähnelt sie funktional dem Heidenhaus in seiner neueren Form mit einem um 180° gedrehten Grundriss, bei dem der Wohnteil zum Tal hin ausgerichtet ist. Das Erdgeschoss
    mit seinen Bruchsteinmauern, auf halber Grundfläche in den Hang gebaut, bildet das Fundament für die aufgesetzte Holzständerkonstruktion aus Tannenholz. Die Außen- und Innenwände sind als Bohlenständerwände ausgeführt, die die Holzkonstruktion stabilisieren.

    Heute vollständig als Schindeldach ausgeführt, war das Gebäude bis vor wenigen Jahren zum Teil noch strohgedeckt. Dazu wurde bei uns Roggenstroh verwendet, wobei mit dem Dreschflegel nur die Ähren gedroschen wurden, um die Halme nicht zu brechen. Mit dem Ende des Getreideanbaus im Hochschwarzwald, zunehmenden Brandschutzauflagen und haltbaren Alternativen war Stroh als Dacheindeckung schon
    Anfang des 20. Jahrhunderts ein Auslaufmodell.
    Der Kamin wurde in den 1970er Jahren nachträglich eingezogen. Heute rückgebaut sind die ab den 1970er Jahren erfolgten Anpassungen für eine moderne Wohnnutzung: ein kleines Badezimmer im Mühlenraum,
    die Toilette und die abgehängte Decke der Rauchküche. Die Rankmühle präsentiert sich heute weitgehend in ihrer originalen Raumaufteilung. Nur wo unbedingt notwendig, wurden moderne Elemente belassen bzw. eingebaut um das Gebäude nutzen zu können. So sind der Kamin und zeitgemäße Beleuchtung heute zwingend notwendig, auch Besuchertoiletten müssen vorgehalten werden, für Übernachtungen gibt es ein kleines Badezimmer, erreichbar über den Laubengang.

  • Technik

    Die Rankmühle ist eine wassergetriebene Mahlmühle mit oberschlächti­gem Wasserrad. Durch Wasser aus dem oberhalb gelegenen Mühlenweiher wird das Wasserrad und damit ein Mühlstein in Drehung versetzt, mit dem Korn zu Mehl gemahlen wird. Der technische Aufbau der Rankmühle ist typisch für die Bauernmühlen im ganzen Schwarzwald.

    Das Grundprinzip der wassergetriebenen Mahlmühle findet auch hier Anwendung: über ein Wasserrad wird ein Mühlstein in Rotation versetzt um Korn zu Mehl zu mahlen. Auch wenn es ( je nach Bauzeit, Bauherr, Mühlenbauer und lokalen Gegebenheiten) eine Vielzahl an Varianten gibt, folgt der Aufbau der Schwarzwaldmühlen einem weitgehend gleichen Grundkonzept. Die Rankmühle kann in Bezug auf die Mühlentechnik durchaus als typische Schwarzwälder Bauernmühle gelten. Bei entsprechendem Füllstand des Mühlenweihers konnte die Mühle mit dem aufgestauten Wasser des Weihers damit einige Stunden betrieben werden.
    Der Ablauf wurde mit dem sogenannten Kämpfel, einem hölzernen Kegelventil, verschlossen, das über einen Seilzug fernbetätigt werden konnte. Um die umfangreichen wasserrechtlichen Auflagen zu erfüllen, muss heute auf eine exakte historische Rekonstruktion verzichtet werden. Der Ablauf erlaubt deshalb nur eine sehr reduzierte Entleerung des Weihers um die geforderte Restwassermenge zu gewährleisten.
    Das ablaufende Wasser des Weihers mündet in den Kähner, also in die hölzerne Rinne, die dem Mühlrad das Wasser von oben zuführt.

    Es handelt sich bei der Rankmühle mit dem Wasserzulauf über den Kähner um eine Mühle mit oberschlächtigem Wasserrad, entgegen dem als Tauchrad im Wasserstrom laufenden unterschlächtigen Wasserrad. Für das Funktionsprinzip des oberschlächtigen Wasserrades wird verhältnismäßig wenig Wasser, aber ein hohes Gefälle, benötigt – die typische Situation an den Oberläufen der Fließgewässer in den Höhenlagen des Schwarzwaldes. Das ursprüngliche Wasserrad und auch die Welle, auf der das Rad aufgesetzt ist (Wellbaum), waren aus Holz gefertigt. 1968 wurde das marode hölzerne Wasserrad im Rahmen einer umfassenden Sanierung durch die heutige Stahlwelle und ein Wasserrad aus Stahlblech ersetzt.

    Im Inneren der Mühle ist auf dem Wellbaum das hölzerne Kammrad aufgesetzt. Vergleichbar mit den Zähnen eines Zahnrades sind auf dem Kammrad der Rankmühle 60 hölzerne, auswechselbare Kämme angebracht. Die Kämme auf dem Kammrad greifen zwischen die sieben hölzernen Triebstäbe des Laternentriebs. Dieser Teil des Antriebs ist technisch und handwerklich äußerst anspruchsvoll: Zum einen wird (ähnlich wie beim Dynamo am Fahrrad) die Bewegung von einer horizontalen auf eine vertikale Achse übertragen, zum anderen über das Übersetzungsverhältnis zwischen Kammrad und den hölzernen Triebstäben des Laternentriebs die Geschwindigkeit des Läufersteins bestimmt. Bei der Rankmühle bedeutet dies: eine Umdrehung des Wasserrades (und damit des Kammrades) führt zu 8,57 Umdrehungen des Laternentriebs und damit des Läufersteins (60 : 7 = 8,57). Dieses Verhältnis wurde für jede Mühle je nach Wassermenge und Gefälle vom Mühlenbauer individuell berechnet.


    Der Läuferstein, also der sich drehende Mühlstein, ist über das sogenannte Langeisen fest mit dem Laternentrieb verbunden. Er dreht sich mit ca. 130 Umdrehungen pro Minute, während sein größeres Gegenstück, der Bodenstein, unbeweglich auf dem Biet sitzt, also dem Holzgestell, auf dem das Mahlwerk liegt. Der Bodenstein wird im Volksmund deshalb auch „Fulenzer“ (Faulenzer) genannt. Der Läuferstein ist gegenüber dem Bodenstein höhenverstellbar, damit lässt sich der Mahlgrad einstellen.
    Sowohl Läufer- als auch Bodenstein der Rankmühle bestehen aus Buntsandstein. Es ist nicht auszuschließen, dass Steinmehl als Abrieb in das Mehl wanderte und dieses rötlich färbte. Bei korrekt eingestelltem Mahlwerk wurde der Abstand der Steine von Durchgang zu Durchgang zwar verringert, aber die beiden Steine durften nie mit direkter Berührung aufeinander laufen! Dies musste beim Bedienen der Mühle unbedingt beachtet werden, da sich sonst winzig kleiner Steinabrieb unter das Mehl mischen konnnte, was möglicherweise die Zahngesundheit beeinträchtigte. Der Begriff „Steinmühlenbrot“ selbst leitet sich von der traditionellen Mahltechnik mit Mahlsteinen ab. Die Herkunft der Mühlsteine der Rankmühle ist nicht bekannt, wahrscheinlich ist ein Bezug aus einem Steinbruch bei Eisenbach-Oberbränd.
    Oberhalb des holzverkleideten Läufersteins ist das sogenannten Rührtrögle angebracht. Es wird über die Drehbewegung des Läufersteins in eine Rüttelbewegung versetzt. Dadurch rutscht das im Trichter befindliche Korn nach und nach zwischen die Mühlsteine.

    Das zermahlene Getreide wird vom Mahlstein durch in Stein gehauene spiralförmige Furchen mittels eines hölzernen Vierkantrohres in den Bittelkasten (Beutelkasten) geblasen. Die Zentrifugalkraft und der dafür benötigte „Wind“, der allein durch die Drehung des Mühlsteins entsteht, sorgen für diesen Weitertransport des Mahlguts.
    Im Bittelkasten erfüllt der Bittel, ein mechanisch gerüttelter Gaze­schlauch, die Funktion eines Siebes. Das Mehl tritt durch das Textilgewebe hindurch und wird im Bittelkasten gesammelt, während die groben Bestandteile Grieß und Kleie am Ende des Kastens durch den Kleiekotzer „ausgespuckt“, also ausgeschüttet werden. So wird das Mehl von der Kleie getrennt. Es erfolgten in der Regel mehrere Mahlgänge um auch die nur unvollständig zermahlenen Anteile des Korns zu erfassen.
    Die Kleie - vitamin- und mineraltoffreich - fand teilweise als Tierfutter Verwendung, wurde aber durchaus auch dem Brotteig wieder zugeführt.
    Markant ist der sogenannte Kleiekotzer durch den die Kleie am Ende des Bittels rieselt. Er galt als Schutzgeist der Mühle und ist als kunstvoll geschnitztes Gesicht, oft als eine Art abweisender Fratze ausgeführt.
    Der originale Kleiekotzer der Rankmühle ist verschollen. Heute ziert der Gipsabruck eines Kleiekotzers den Bittelkasten, dessen Original sich im Kloster Museum St. Märgen befindet.

  • Motiv

    Die Rankmühle war seit dem späten 19. Jahrhundert ein beliebtes Motiv für Künstler und Touristen. Es entstanden eine Vielzahl an Gemälden und unzählige Postkarten. Die malerische Lage der Mühle, die sich in die Land­schaft fügt, und die Merkmale der typischen Schwarzwaldarchitektur machen die Mühle zum Symbol für das bäuerliche Leben im Schwarzwald, das als naturverbunden, ehrlich und bodenständig wahrgenommen wird.

  • Zeitleiste

    1722Erstmalige Erwähnung der Mühle des Rankhofs in einer Heiratsurkun-
    de (Heirat zw. Matthias Löffler und Verena Freyin). Die Mühle stand
    vermutlich schon am heutigen Standort.
    1736Erneute Erwähnung der Mühle des Rankhofs in der Erbregelung von
    Matthias Löffler. Hier wird die Rankmühle als Leibgeding für Matthias
    Löffler und Verena Freyin bezeichnet, sollte es zwischen Jung- und
    Altbauern auf dem eigentlichen Rankhof zu Unstimmigkeiten kom-
    men. Ob ein Ausweichen der Altbauern auf die Rankmühle notwendig
    wurde, bleibt unerwähnt, allerdings wird die Rankmühle als Witwen-
    sitz für Verena Freyin festgehalten.
    1742Hinweis über wasserrechtliche Streitigkeiten über das Mühlenwasser
    im Tagebuch des Abtes Petrus Glunk vom Augustiner Chorherren-Stift
    St. Märgen.
    1750Vertrag über den Verlauf des Mühlenwassers zw. Kloster und Rank-
    bauer Josef Löffler.
    1802Errichtung des heutigen Gebäudes als Kombination aus Wohnhaus
    und Mühle mit angeschlossener Landwirtschaft durch Michael Löffler.
    1968/69Grundlegende Sanierung mit öffentlichen Mitteln. Unter anderem
    Austausch des hölzernen Wellbaumes durch die heutige Ausführung
    aus Metall.
    um 1970Teilweiser Innenausbau zur Wohnnutzung (Errichtung des Schorn-
    steins, Einbau WC, Deckenabhängung der Rauchküche).
    2017Auszug des letzten Mieters.
    Seit 2018Restaurierung der Mühle durch den Förderverein Rankmühle
    St. Märgen e.V. mit dem Ziel die Mühle als historisches Zeit-
    dokument zu erhalten sowie Funktion und Technik der Schwarz-
    wälder Wohnmühle zugänglich und erlebbar zu machen.
  • Den Mühlenführer mit allen Infos zur Rankmühle können Sie hier als PDF herunterladen.